Der Befreiungsschlag ist geglückt. Mit einem 18:12 (10:2)-Sieg gegen den SV Wacker Burghausen rehabilitierten sich die Bundesliga-Ringer des ASV Schorndorf für die zuletzt erlittenen Niederlagen in Kleinostheim und Hösbach. 500 begeisterte Zuschauer erlebten Ringsport vom Feinsten mit einem hochmotivierten und siegeshungrigen Schorndorfer Team, das einmal mehr unter Beweis stellte, dass der ASV in eigener Halle eine Macht ist.  Dabei fing der Abend für die Gastgeber alles andere als gut an. Georgios Scarpello wollte unbedingt gegen seinen nationalen Konkurrenten Fabian Schmitt gewinnen, wurde vom Kampfrichter Schmidt aber nicht nur zweimal in die Bodenlage geschickt, sondern obendrein noch zweimal unverständlicher Weise verwarnt, womit er sich den Unmut der Zuschauer zuzog und was letztlich in einer 2:8-Niederlage resultierte.

Im Schwergewicht schickte Headcoach Sedat Sevsay einmal mehr Ertugrul Agca anstelle des verletzten Mohsen Siyar ins Rennen. Dieser agierte gegen den WM-Neunten Akhmed Magamaev aus Bulgarien sehr clever und entschied das Duell in den letzten Sekunden mit einem Beinangriff, unter dem Jubel der Fans mit 8:5 für sich. Im Freistil bis 61 Kilogramm ging Georgi Vangelow im Kampf gegen den amtierenden Europameister Vladimir Egorov als leichter Außenseiter auf die Matte.

Doch nach einem 0:1-Rückstand zur Pause drehte der Bulgare in der zweiten Halbzeit so sehr auf, dass Egorov ihm nichts mehr entgegenzusetzen hatte und er mit 6:1 gewinnen konnte. Ohne Probleme holte Felix Baldauf gegen den Nachwuchs Ringer Kürsat Zihni nach nur 1:11 Minuten technisch überlegen mit Aushebern vier weitere Punkte für seinen ASV. Im Griechisch-Römischen Stil bis 66 kg entschied sich Coach Sevsay, Razvan Arnaut an Stelle von Ruslan Kudrynets aufzustellen. Ein Schachzug, der voll aufging, denn der Rumäne feierte einen klaren 6:0 gegen den zweifachen Deutschen Meister Christopher Kraemer, so dass der ASV mit einer 10:2-Führung in die Pause ging. Dass man sich darauf nicht würde ausruhen können, war beim Blick auf die Gäste-Aufstellung klar, warteten deren Asse doch in den mittleren Gewichtsklassen.

So holte Eduard Tatarinov auch gleich gegen Benjamin Sezgin einen 6:1-Punktsieg und verkürzte für die Gäste auf 10:4. Da Burghausen die 71kg-Klasse im Freistil jedoch unbesetzt ließ, verbuchte Dawid Wolny hier vier weitere Zähler für die Hausherren. Doch noch musste der ASV Schorndorf die Hürden Idris Ibaev, Ali-Pasha Umarpasheav und Michael Widmayer überwinden. Sowohl Ibaev als auch Umarpashaev holten mit Überlegenheitssiegen gegen Kalpakidis Panagiotis und Krisztian Biro dann auch tatsächlich die volle Punktzahl für ihr Team. Entscheidend war deshalb der vorletzte Fight des Abends, in dem Publikumsliebling Iuri Lomadze gegen den Weltmeisterschafts-Fünften von 2021 Michael Widmayer gewinnen musste. Alle rechneten in diesem Duell mit einem offenen Schlagabtausch. Widmayer verpasste Lomadze gleich zu Beginn mit einem Kopfstoß ein Veilchen. Doch der Vize-Europameister von 2020 wuchs wieder einmal über sich hinaus. Mit sehenswerten Durchdrehern und Aushebern ließ Lomadze die Halle beben. Widmayer hatte gegen das georgische Kraftpaket keine Chance und musste nach zweieinhalb Minuten die technische Überlegenheit seines Gegners anerkennen.

„Das war ein unglaublich wichtiger Sieg für uns“, sagte ein erleichterter Sedat Sevsay am Ende des Kampfabends. „Jetzt haben wir es selbst in der Hand, mit Siegen in den beiden verbleibenden Hauptrunden-Kämpfen einen der vorderen Plätze der Bundesliga Ost zu erreichen, zumal unser direkter Konkurrent Hösbach am nächsten Wochenende noch nach Burghausen reisen muss.“

Am kommenden Samstag geht es für den ASV Schorndorf zum Tabellenfünften AC Lichtenfels, ehe im letzten Kampf der Hauptrunde der bereits als Absteiger feststehende SV Johannis Nürnberg in der Sporthalle Grauhalde gastiert.

Text: Hans Kern / Foto: Günter Schmid

Loading...