Foto: Jello Krahmer by Günter Schmid
„Das war Werbung für den Ringkampfsport“, schwärmte Sedat Sevsay, der Coach des ASV Schorndorf, nach dem Auftritt seines Teams in den acht Kämpfen beim SV Wacker Burghausen am Samstagabend. „Bei dem Ergebnis von 9:9 könnten wir es gerne belassen.“
Aus dem frommen Wunsch des ASV-Chefs wird allerdings nichts werden. Denn noch ist das 9:9 nur eine Momentaufnahme, müssen doch noch zwei Kämpfe nachgeholt werden, damit ein Endergebnis dieses hochklassigen Bundesligakampfes feststeht. Da Georgios Scarpello auf Schorndorfer und Idris Ibaev auf Burghausener Seite bei der U23-Weltmeisterschaft für die Nationalmannschaft benötigt werden, müssen deren Kämpfe gegen Fabian Schmitt bzw. Nico Brunner an einem Termin nach der WM nachgeholt werden.
Anders als erwartet brachte der ASV im Bantamgewicht Engin Cetin an Stelle von Horst Lehr. Dieser zahlte das Vertrauen zurück und führte gegen den italienischen Spitzenringer Givi Davidovi mit 4:1 und 6:4, ehe er in den letzten Sekunden noch zwei Wertungen durch Beinschraube abgeben musste und doch noch mit 6:8 verlor. Jello Krahmer stellte einmal mehr seine bestechende Form unter Beweis und landete gegen den gewichtsmäßig unterlegenen mehrfachen Deutschen Meister im Halbschwergewicht Ramsin Azizsir mit seiner Durchdreher Technik einen klaren 10:0-Sieg.
Im Duell der derzeit besten deutschen Freistilringer in der 98-kg-Klasse unterlag Ertugrul Agca gegen Erik Thiele zwar mit 1:6, doch spiegelte dieses Ergebnis nicht den tatsächlichen Verlauf des Kampfes wider. „Ertugrul war ebenbürtig. Er wurde durch eine Verwarnung aus dem Takt gebracht, mit der wir nicht einverstanden waren“, relativiert Sedat Sevsay die deutlich scheinende Niederlage.
Im Duell zweier Olympiateilnehmer hielt Georgi Vangelov gegen den amtierenden Europameister und WM-Dritten Iszmail Muszukajev der mit Beinangriffen punktete stark dagegen und gab beim 2:7 nur zwei Mannschaftspunkte ab. Ebenfalls zwei Zähler holte Ruslan Kudrynets im Anschluss für den ASV. Der lange Zeit verletzte Griechisch-Römisch-Spezialist lieferte einen starken Kampf gegen den amtierenden Deutschen Meister Witalis Laszovski, den er mit 7:4 durch einen Schulterschwung gewinnen konnte. Ein „absolutes Schmankerl zweier Weltklasseringer“ sah Sedat Sevsay dann im Duell der Klasse 80 kg Freistil.
Erstmals lief Dzhabrail Gadzhiev für den ASV Schorndorf auf. Der amtierende U20-Welt- und -Europameister aus Aserbaidschan bekam es mit dem Militär-Weltmeister von 2017 und 2018, Hetik Cabolov aus Serbien zu tun. Mit 6:2 hatte der 20-Jährige bereits geführt, ehe er dann nach einer umstrittenen Entscheidung des Kampfrichters ins Hintertreffen geriet und durch zwei Beinschrauben mit 8:11 unterlag. „Dzhabrail gehört die Zukunft in dieser Klasse und ich bin sicher, dass wir sehr viel Freude an ihm haben werden. Wir sind begeistert von ihm“, schwärmte Sevsay. Shamil Ustaev konnte gegen den in der Bundesliga noch ungeschlagenen Ali-Pasha Umarpashaev ein 7:14 herausholen und gab damit nur zwei Punkte ab – die Gelegenheit für Ibrahim Ghanem, um mit einem vorzeitigen Sieg gegen den Burghausener Nachwuchsathleten Mansur Dakiev auf 9:9 auszugleichen. Der Franzose tat, was von ihm erwartet wurde: Er holte nach 1:23 Minuten den Schultersieg für den ASV Schorndorf, was in Schorndorf im Calaluna von ca. 50 ASV Fans lautstark gefeiert wurde die den Kampf im Livestream sahen.
Doch wird dieses 9:9 nach acht Kämpfen für die Athleten aus dem Remstal reichen, um auch nach den erfolgten Nachholkämpfen etwas Zählbares aus Oberbayern nach Hause zu bringen? „Ich sehe zwei offene Kämpfe, eventuell mit leichten Vorteilen auf Burghausener Seite“, meint Sedat Sevsay. „Nico Brunner und Idris Ibaev kennen sich sehr gut aus Witten, wo sie im gleichen Team standen. Und Georgi Scarpello hat zwar sein letztes Duell gegen Fabian Schmitt verloren, er ringt aber in bestechender Form und hat gute Chancen.“ Wann die beiden Nachholkämpfe stattfinden werden, steht aktuell noch nicht fest.